Aktive lehnen Waschstraße mit 25 Autopflegeplätzen ab

Braucht Neutraubling einen zweiten Burger King, ein weiteres Autohaus oder die 3. Waschstraße inklusive Autopflegebereich mit 25 Plätzen? Das entscheidet in der Regel der Markt insbesondere die Nachfrage durch die Kunden. Nach Kosten-Nutzen-Rechnung erfolgt erst Grundstückserwerb dann Planung und schließlich Genehmigungsverfahren. Hier kommt der Stadtrat ins Spiel und ist besonders gefordert, wenn es - wie aktuell bei der Waschanlagenerweiterung in der Traunreuter Straße - um eine Befreiung von den Festsetzungen des Bebauungsplans geht. 

Die Planungen sehen vor, dass ein Teil des Grünstreifens an der Ostumgehung wegfallen soll, um die Einfahrt rückstaufrei zu regeln. Das wäre zwar bedauerlich aber unter bestimmten Bedingungen verschmerzbar gewesen, wäre da nicht die Größe und Ausführung der Anlage, mit fast 6000 qm versiegelter Fläche. 

Art und Umfang des ökologischen Ausgleichs sorgten daher in der Stadtratssitzung am 10. Juni für heftige Diskussionen. Bürgermeister Stadler räumte ein, das eine Wiesenfläche mit kleinen Teich und Baumpflanzungen mündlich vom Bauherrn zugesagt worden seien, es aber kein 1:1 Ausgleich der versiegelten Fläche geben werde. 

Auf der 2140 qm großen Dachfläche der Waschanlage sind weder eine Dachbegrünung mit Regenwasserrückhaltefunktion geplant, noch eine Photovoltaikanlage zur Eigenstromversorgung vorgesehen, sondern nur ein einfaches Flachdach. Die Möglichkeit, eine dieser ökologischen Ausgleichsmaßnahmen aber zur Bedingung zu machen, im Gegenzug für Befreiungen von den B-Planvorgaben, wurde nicht genutzt. Ökonomie schlägt wieder mal Ökologie, wie Prof. Schicker die mehrheitliche Zustimmung des Gremiums für die beantragte Planung kommentierte.

Gerade während Starkregenereignissen muss - bei der Größe der versiegelten Flächen - mit erheblichen Mehrbelastungen für das städtische Kanalnetz gerechnet werden. Hinzu kommen nachteilige klimatische Effekte für die angrenzenden Wohngebiete in den Hitzesommern.

Hätte sich die Stadt - wie von Dr. Kelly wiederholt angemahnt - eine längst überfällige „ökologische Bauleitplanung“ verordnet, wäre die Anlage ohne Ausgleichsmaßnahmen wie Dachbegrünung oder PV nicht genehmigt worden. Andere Kommunen im Freistaat sind da schon weiter und berücksichtigen bei Planung und Genehmigungen längst Umweltwirkungen und Klimaaspekte.